Baum & Zeit
Seminar in Beelitz am 04.07.2022
Das Seminar im Juli führte uns auf den Baumkronenpfad in den Beelitzer-Heilstätten. Die Treppenstufen bis zum Rundweg in 20 Meter Höhe waren schon eine kleine Herausforderung. Doch die Aussicht auf das Heilstättengelände und auf die Baumwipfel waren phänomenal. Wer noch höher wollte, konnte sich auf die 36 Meter hohe Aussichtsplattform wagen. Der Baumkronenpfad bot neben den spannenden Infotafeln zu einzelnen Baumarten auch weitere Highlights, wie die Riesenhängematte oder die Skyboa. Nach dem Rundgang in luftiger Höhe erdeten wir uns wieder während einer historischen Führung im Alpenhaus, eines der ehemals genutzten Gebäude zur Heilung von Lungentuberkuloseerkrankten. Auch war es erstaunlich zu sehen, wie sich die Natur diesen Platz sichtlich zurückerobert hat.
Spreewald. Flusslandschaft. Kanu.
Seminar im Spreewald am 30.05.2022
Ende Mai war eine Fahrt nach Burg in den Oberspreewald für eine Kanutour geplant. Da wir alle noch unerfahrenen Paddler waren, suchten wir uns eine einfach ca. 4 km lange Rundtour ohne Schleusen aus. Nach anfänglichen Schwierigkeiten den gleichen Rhythmus zu finden, ging es mit der Zeit immer besser. Während unserer Paddeltour, in zwei 2er Kanus, tauschten wir uns über die einzigartige Flusslandschaft des Spreewaldes aus. Wir paddelten durch Erlenhochwälder, bewunderten die gelb blühenden Sumpfschwertlilien und Teichrosen. Viele Libellen bereicherten unserer Tour, aber das Highlight war ein Nutria, welches fast unentdeckt geblieben wäre. Wir bewältigten die Strecke mit Hilfe einer Wasserwanderkarte und waren nach 2,5 h, glücklich über die schönen Eindrücke, wieder am Ausgangspunkt angelangt.
Wald. Berlin. Klima. – Die Ausstellung im Wald
Seminar im Grunewald in Berlin am 11.04.2022
Mitte April kamen wir nach einer sehr langen Coronapause wieder im Grunewald in Berlin zu einem Seminartag zusammen. Nach einer kurzen Kennenlernrunde, endlich wieder persönlich, liefen wir gemeinsam den 4 km langen Klimapfad entlang. Auf dem Weg entstanden fachliche Diskussionen und Gespräche über das eigene individuelle Verhalten in Bezug auf Klimawandel und Naturschutz und dessen Grenzen. Die 11 Infoinseln mit Aussichtsplattformen gaben immer wieder Anstoß für einen weiterführenden Austausch. Nach 2,5 h waren wir wieder am Startpunkt des Rundweges angelangt. Danach genossen wir die Aussicht auf dem Grunewaldturm und nahmen im Grunewaldturmkiosk unser gemeinsamen Abschiedsgetränk zu uns.
„Futurium – Reale Fiktion oder abstrakter Nonsens?“ – ein kritischer Blick auf das Museum der Zukunft
Seminar in Berlin am 09.12.2019
Der Wind wehte kühl als wir uns vor dem Haupteingang des kürzlich eröffneten „Futurium“ trafen. Imposant ragte das gläserne Gebäude zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Humboldthafen empor.
Aufbauend auf unserem vorherigen Seminar sollten sich die Teilnehmer*innen diesmal kritisch und selbst reflektiv mit ihrer eigenen Vorstellung der Zukunft, wie den dargestellten Zukünften im Futurium auseinandersetzen.
Anfangs gab es eine kurze Einführung in das Thema, den Standort und einen „Faktencheck“ zum Museum der Zukunft. Danach ging es auch schon rein – immerhin war´s ordentlich kalt draußen. In kleiner Runde unterhielten wir uns über aktuelle Themen im Weltgeschehen (Klimawandel, bürgerschaftliches Engagement, Lithium-Abbau, Artensterben, etc.). Anhand dessen sollten die ÖBFDler*innen für sich überlegen und zu Papier bringen welche Utopie, Dystopie und Realität sie von der Zukunft haben – Was wünschen sie sich?; Vor was haben sie Angst?; Wie wird die Zukunft am Wahrscheinlichsten aussehen?
Danach ging es auch schon in die Ausstellung. Aufgabe dabei: Sei kritisch und hinterfrage! Vor allem sollten sich die Teilnehmer*innen die Ausstellung aus einer ökologischen Sichtweise anschauen. In wie weit wird die Natur, als einer der drei Eckpunkte des „Futurium“-Konzeptes, dargestellt, welche Zukünfte werden dahingehend präsentiert?
Nach dieser intensiven 3 Stündigen Phase setzten wir uns nochmal zur Auswertung zusammen. Zu aller Erst wurde abgeglichen in wie weit die Ausstellung Antwort auf die Bedenken (Dystopien) der Teilnehmer geben konnte, ob die eigene Utopie wiedergefunden wurde und in wie weit die realistische Einschätzung jedes Teilnehmers bestätigt bzw. widerlegt wurde. Anschließend sprachen wir über den Punkt „Ökologie und Natur“ in der Zukunftsausstellung. Dieser Punkt fand regen Anklang in der Runde und wurde heiß diskutiert. Weiter ging es mit fehlenden Themen und Kritik, sowie Fragen, die während des Rundgangs auftraten. Abschließend reflektierten wir nochmal gemeinsam den Seminartag und verabschiedeten uns in die Weihnachtsfeiertage.
Demokratie, Partizipation und das „Parlament der Bäume“
Seminar in Berlin am 07.10.2019
Nach einem sehr regenreichen und kalten Wochenende starteten wir am Montag, den 07.10.2019, in einen sonnigen Herbst-Seminartag. Treffpunkt war um 10 Uhr vor dem Bundeskanzleramt im Regierungsviertel. Diesmal hatten wir als Hauptreferenten Stefan Tornack von der Initiative „Agora-Netzwerk“ (www.agora-netzwerk.de). Das „Agora-Netzwerk“ ist eine kleine Gruppe politisch interessierter und engagierter Menschen, die auf dem Bürgerforum im Regierungsviertel (Freifläche vor dem Kanzleramt) eine Vielzahl von Aktionen durchführen. Damit wollen sie das jetzige „Nichts“ des Bürgerforums in einen Raum der direkten politischen Mitsprache und gemeinsamen Zukunftsgestaltung verwandeln.
Los ging es mit einer lockeren Vorstellungsrunde und einer kleinen Erklärung der einzelnen Regierungsgebäude. Die Nachfrage: „Warst du schon einmal politisch aktiv? Und wenn ja: wie?“, gefolgt vom „Zufriedenheitsbarometer“, zur Arbeit der Politiker*innen, läutete vorbereitend ein selbsterarbeitetes Planspiel („Der Weg des Gesetzes“) ein. Dieses wurde jeweils in 2 Gruppen ausgearbeitet, durchgeführt und anschließend gemeinschaftlich diskutiert.
Weiter ging es in den Spreebogenpark. Hier beschäftigten wir uns mit ökologischen Projekten in der Stadtnatur – Schwerpunkt Wildbienen und klimaangepasste Vegetation. Zusätzlich gab es noch eine kleine Führung zur Historie des Regierungsviertels.
Nach einer Mittagspause machten wir uns auf den Weg zum „Parlament der Bäume“ (ggü. vom Reichstag, am Schiffbauerdamm). Hier erwartete uns bereits der Künstler und Umweltaktivist Ben Wagin. Er stellte uns die Aufgabe sein „Parlament“ zu erkunden und zu reflektieren welche Gedanken und Fragen uns dabei kommen. Mit viel Freude und Enthusiasmus hörte er unseren Aussagen zu und beantwortete Fragen; erzählte zur Geschichte seines Kunstprojektes und seiner Eigenen. Anschließend liefen wir unter der „gehobenen Beamtenlaufbahn“ über die Spree, am Marie-Elisabeth-Lüders und Paul-Löbe Haus vorbei, zurück zum Kanzleramt. Dort angekommen beendete Stefan Tornack, mit abschließenden Worten zur Geschichte des Bürgerforums, den Seminartag.
Demonstration und ökologische Stadtgestaltung
Seminartag in Berlin am 27.08.2019
Ende August ging es nochmal „heiß her“! Kurzfristig machten sich die Bundesfreiwilligen zu einer Protestdemonstration des AWO Landesverbandes Berlin e.V. in die Hauptstadt auf. Gemeinsam mit anderen Trägern und Freiwilligen protestierten wir lautstark für die Beibehaltung der Qualität von Seminaren, Anleitung und pädagogischer Begleitung während des Freiwilligendienstes und gegen die geplante Bundesmittelkürzung!
Mit selbstgestalteten Plakaten, Bannern und T-Shirts trafen wir uns um 9 Uhr auf dem Potsdamer Platz und marschierten, mit rund 150 anderen Menschen, Richtung Bundesfinanzministerium. Mit Musik, Trillerpfeifen und lauten Sprechchören zogen wir durch die Berliner Innenstadt. Das Bundesfamilienministerium war der 2. Anlaufpunkt des Demonstrationszuges. Hier wurde nochmal richtig „Gas gegeben“, damit Soziales Engagement weiterhin gestärkt werden kann. Fernsehen und Zeitung waren natürlich auch vor Ort und hielten das Geschehen fest. Nach einem Treffen mit Vertretern des Bundes ging es zur Abschlusskundgebung vor das Bundeskanzleramt.
Nach dieser schweißtreibenden 1. Hälfte des Seminartages suchten wir uns erst einmal Abkühlung im nächsten Eisladen, bevor wir zum ökologischen Inhalt übergehen konnten. Hierzu begaben wir uns auf die Museumsinsel in Berlin. Entlang dieser soll auf einer Länge von ca. 1,8 km, von der Fischerinsel bis zum Bodemuseum, der Kanal ökologisch umgestaltete werden. So ist nicht nur ein naturnaher Flusslauf, sondern auch ein rund 835m langer Schwimmbereich entlang der Museumsinsel geplant. Dieser wird durch einen, davor verlaufenden, 400m langen natürlichen Wasserfilter mit gesäubertem Wasser gespeist. Initiator ist hierbei der Verein Flussbad e.V. und die Stadt Berlin.
Dank der umfangreichen Infomaterialien des Vereins Flussbad e.V. konnten wir die Abschnitte des zukünftigen Flussbades ablaufen und mit den Planungen vergleichen.
Nebenbei schauten wir uns die Umgebung unter ökologisch-planerischen Aspekten an. Diskutierend tauschten wir uns über Vor- und Nachteile aus und bewerteten die Umgebung um den Kanal nach Nachhaltigkeit, Klimaneutralität /-freundlichkeit und unter stadtökologischen Gesichtspunkten.
Exkursion zum KIEZ Hölzerner See – Wasser, Klimawandel, Moor
Seminartag in Gräbendorf am 19. August 2019
An einem sonnigen Montag im August trafen wir uns im KIEZ Hölzerner See, ein Kinder- und Erholungszentrum südlich von Berlin. Ein ÖBFD Teilnehmer, der seinen Bundesfreiwilligendienst im KIEZ absolviert, gestaltete den Seminartag. Los ging es mit einer interessanten Führung durch das Mit-Mach-Museum „Haus des Wassers“. Hier „tauchten wir hinab“ in den Hölzernen See und erfuhren welche Auswirkungen das Anthropozän auf den Wasserkreislauf, Ozeane und Meere hat.
Weiter ging es zum zweiten thematischen Teil: dem Moor.
Nach einer mittäglichen Stärkung nahmen wir Kescher und Becher und machten uns auf den Weg ans Ufer des Hölzernen See und den Rand des Förster-Moors. In Zwei Gruppen aufgeteilt kescherten wir bei wunderbar sommerlichen Temperaturen nach Wasserorganismen. Die anschließende Auswertung und Analyse ließ so manchen staunen was in See und Moor so alles schwimmt und tanzt. Bei Kaffee und Kuchen wurde diskutiert und überlegt welche Unterschiede wir zwischen den Mikroorganismen im See und im Moor herausgefunden hatten.
Abgerundet wurde der Seminartag mit einem aufregenden Vortrag zum Thema Klimawandel und abschließender anregender Diskussion der Teilnehmer.
Gips gibt´s in der Gipsfabrik – oder wo? (II)
Seminartag in Sperenberg am 10.04.2019
Eine Exkursion in die Sperenberger Gipsbrüche ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis, auch bei noch eisigem Wind trotz Sonne.
Ausgerüstet mit Fernglas, Geologenhammer, historischen Fotos und ausreichend Proviant begibt sich unsere kleine Gruppe, allesamt Teilnehmer im ökologischen Bundesfreiwilligendienst, den Mühlenweg hinauf bis zum Aussichtsturm auf dem Gipsberg. Von dort oben haben wir einen großartigen Blick bis nach Berlin auf der einen und in den Niederen Fläming auf der anderen Seite. Vor uns glitzert den Neuendorfer See im Mittagslicht. Aber hier oben pfeift der Wind, so dass wir absteigen hinab durch die dunkle, steile Schlucht bis zum felsigen Wandfuß. Felsen in Brandenburg, nur an drei Stellen zu bestaunen, hier stehen wir tatsächlich davor. So kommt Gips in der Natur vor und wurde noch bis zum Ende der fünfziger Jahre hier abgebaut.
Nicht wieder zu erkennen sind heute die ehemaligen Tagebaulöcher. Nach dem Einstellen des Gipsabbaus liefen die Tiefbaue mit Wasser voll, eine artenreiche Flora und Fauna nahm das gesamte Gelände in Besitz. Am Ufer raschelt noch das alte Schilf im Wind, doch in den Weiden summen schon die Hummeln und Bienen. Ansonsten lässt der Frühling auf sich warten.
Am Picknickplatz nahe des ehemals tiefsten Bohrlochs der Welt versuchen wir uns im Gipsbrennen. Und tatsächlich gewinnen wir das weiße Pulver, wie wir es aus dem Baumarkt kennen.
Unser Weg führt uns über den Gipsweg zum Sperenberger Kirchhof. Dort machen wir Halt am über 250-jährigen Maulbeerbaum und stellen uns vor, was er uns wohl aus den vergangenen Zeiten berichten könnte. Und wir erfahren, dass aus einem einzigen Seidenkokon der maulbeerblätterfressenden Seidenraupe ein tausend Meter langer Seidenfaden gesponnen werden kann.
An der Kirchhofmauer, errichtet natürlich aus Sperenberger Gipsbrocken verabschieden wir uns von diesem besonderen Brandenburger Natur- und Kulturgut.
„Steine wachsen auf dem Acker“
ÖBFD-Seminartag am 19.Februar 2019 bei Ventus e.V. in Niebendorf, Niederer Fläming
Die Verkehrsanbindungen in die kleinen Orte im Niederen Fläming sind nicht so optimal, weshalb die meisten von uns mit dem PKW anreisten. In Niebendorf gibt es einen Schafstall, erkennbar an den beiden Steinwiddern oben auf dem Sims des denkmalgeschützten Gebäudes. Heute beherbergt der ehemalige Stall den Sitz von Ventus e.V., einem Verein, der sich um hilfebedürftige Kinder und Jugendliche kümmert. Es sind kleine Wohngruppen auf dem Gelände, um deren Bewohner sich intensiv gekümmert wird. Hilfe leisten nicht nur die Mitarbeiter und Freiwilligen, Ventus ist Einsatzstelle im FÖJ und ÖBFD, sondern auch die Tiere auf dem Hof. Die meisten Tiere bekommen hier ihr „Gnadenbrot“. Das Verpflichtende von Füttern und Pflegen hilft auch den betroffenen jungen Menschen, sich wieder etwas besser im Leben zurecht zu finden. Ketchup & Majo kommen aber nicht auf den Tisch, es sind zwei alte Hausschweine, die neben Pferden, Ponys, Ziegen, Hund und Katze hier leben. Der weite Blick übers Land und die Ruhe entschleunigen jeden hier oben. Als wir uns der landschaftsgeschichtlichen Frage des Flämings und seiner Dörfer widmen, bekommen wir eine Einladung, die kleine Feldsteinkirche im Ort zu besichtigen. Frau Lehmann schließt das Kirchtor auf und ein wahres Kleinod lässt uns staunen. Das Kirchlein wurde erst vor kurzen restauriert und hat prächtige Wand- und Deckenmalereien zu bieten. Woher allerdings das Baumaterial der dicken Mauern stammt, können wir noch nicht so richtig erfahren. „Die Steine? Die kommen vom Acker.“, erklärt uns Frau Lehmann. Dem gehen wir nach einem gemeinsamen Mittagessen doch noch genauer nach. Ja, die Steine liegen auf dem Acker und treten heute noch nach jedem Gang des Pfluges zutage. Aber der Ursprung ist wie bei fast allen Brandenburger Landschaften im Eiszeitalter und den gigantischen Gletscherbewegungen zu finden. Steine aus ganz Skandinavien liegen hier in der Landschaft und dienten als Baumaterial. Ein paar der Steine können wir gemeinsam bestimmen und wir stellen fest, dass es gar nicht so kompliziert ist, wenn man mit Bestimmungsbüchern, Lupen und etwas Salzsäure am warmen Ofen stehen kann. Dass der Fläming seinen Namen von den eingewanderten und angesiedelten Flamen erhalten hat, sei hier noch nachgetragen.
Buchen sollst du suchen
ÖBFD-Seminartag am 11. Dezember 2018 im Projekthaus Potsdam
Zum letzten ÖBFD-Seminartag des Jahres trafen wir uns im Projekthaus Potsdam. Von dort aus begaben wir uns virtuell in die UNESCO-Weltnaturerbeflächen der Alten Buchenwälder Deutschlands. Wir erfuhren, warum Buchenwälder immer so schön „aufgeräumt“ aussehen, wann Buchen ihre ersten Bucheckern tragen und was es mit dem Sprichwort bei Gewitter „Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen“ auf sich hat. Und wir versuchten den Begriff des Buch-Staben zu erforschen. Woher kommt der Zusammenhang zwischen Buche, Buch und Buchstaben? Im althochdeutschen, der Sprache der Germanen, heißt Buche „buoha“. Die wahre Bedeutung der Buchstaben kommt wohl aus dem Wort „buohstap“. Die Buchstaben der alten Germanen wurden als Runen, in Form von Zeichen in Buchenstäbe geschnitzt. Für Runenstäbe, „buohstap“ geeignete Hölzer sind Buchen, Eichen, Haselnuss, also fruchttragende Hartholzbäume. Runen bedeutet Geheimnis: „Geraune“. Die magische Kunst der Worte waren also streng gehütete Geheimnisse und galten vor allem kultischen, heilenden und kriegerischen Zwecken. Des Weiteren nimmt man an, dass Gutenbergs erste Versuche in der Buchdruckerkunst mit Lettern aus Buchenholz geschnitten waren. Von Svetlana lernten wir, dass Buchstabe im Russischen Bukwa und die Buche Buk heißt. Um der Sache mit den Buchenstäbchen und den alten Germanen auf den Grund zu gehen, betrieben wir Feldforschung und übten uns in der magischen Kunst der Worte. Auf glattgeschliffenem Treibholz vom Fuße der Kreideklippen auf Rügen schrieben wir verschlüsselte Nachrichten in Runenschreibweise, reichten sie an den Nachbar weiter und versuchten sie wieder zu entschlüsseln. Und siehe da, es funktionierte. In Zukunft wollen wir all unsere Weihnachtspost in dieser Form erledigen. Zu guter Letzt bestaunten und umarmten wir ein über hundert Jahre altes Exemplar von Fagus sylvatica im kleinen Park vor dem Haus und verabschiedeten uns bis zum neuen Jahr.
Sommerpause
ÖBFD-Seminartag am 13. September 2018 im Biosphärenreservat Spreewald
Man glaubt es kaum. Der Sommer macht eine Pause von einem Tag. Wer nach Lübbenau kommt, fährt durch Regen. Und es ist merklich kühler geworden. Wir treffen uns im „Haus für Mensch und Natur“, Sitz der Biosphärenreservatsverwaltung und Besucherzentrum im Spreewald und lassen uns von Marita, unserer ÖBFD-Teilnehmerin vor Ort, durch die neue Ausstellung führen. Früher kaufte man sich eine Ansichtskarte, schrieb mit dem Stift die schönen Grüße, klebte eine Briefmarke drauf und warf sie in den Briefkasten. Heute wählen wir ein Kartenmotiv am Bildschirm aus, lassen uns gemeinsam automatisch fotografieren und senden die Karte per Email an uns selbst. Die Ausstellung ist auf dem höchsten Stand der Technik. Ein paar mehr Besucher könnten noch kommen, der Bekanntheitsgrad noch gesteigert werden. Lohnenswert ist der kleine Rundgang allemal. Zumal nur wenige Schritte hinterm Haus der echte Spreewald losgeht. Um diesen zu erleben, lassen wir uns auf eine kleine Bootstour ein. Boote heißen hier Kähne, es wird nicht gefahren, sondern gestakt, der Käpt´n heißt Kahnfährmann und es ist von großem Vorteil, wenn er bei der Naturwacht angestellt ist, wie Alex, unser Mann am Rudel (kein Schreibfehler: mit dem Rudel wird gestakt). Wir haben etwas Schwierigkeiten beim Ablegen. Der lange trockene Sommer macht sich auch am Wasserstand der Fließe bemerkbar. Oder liegt es an unserer schweren Picknickausrüstung? Auf den Fließen ist heute kaum ein Mensch unterwegs. Es ist absolut friedlich. Als ob die Natur kurz inne hält. Wir sehen Biberspuren und -burgen, Eisvögel und Enten, wilde Landschaft rechts und links. Alex beantwortet all unsere Fragen zur Situation des Spreewalds, den Menschen und der Natur. An einer Schleuse legen wir an und decken den Tisch. Bei Kaffee und Tee, Kuchen und frisch geernteten Äpfeln tauschen wir uns aus und sprechen von den momentanen Projekten in den Einsatzstellen. Auf dem Weg zurück genießen wir noch einmal die ruhige Natur um uns herum mit der Gewissheit, bestimmt noch einmal wieder zu kommen.
Schildkrötenwetter
ÖBFD-Seminartag am 26. Juni 2018 im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin
Die Einsatzstelle des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin in Angermünde war diesmal Ziel unseres ÖBFD-Seminartages. In kleiner Runde, da Urlaubszeit und Hochsaison in den Einsatzstellen, trafen wir uns zunächst in der Biosphärenreservats-Verwaltung im Hohen Steinweg. Die Leiterin dieses zu den größten Schutzgebieten Deutschlands zählenden Reservates, Frau Dr. Garbe lud uns zu einer beeindruckenden Präsentation mit hochinteressanten Infos über das Großschutzgebiet ein. Vom seltenen pestizidfreien Honig dank großer Biobetriebe war die Rede, vom UNESCO-Weltnaturerbe der alten Buchenwälder im Grumsin oder von CO2-neutralen Regionen in naher Zukunft und vom seltenen Schreiadler. Gemeinsame Visionen sollen und wie es uns schien, werden hier gelebt. Beim gemeinsamen Gang durch das ehemalige Speichergebäude, dem heutigen Sitz der Reservats-Verwaltung konnten wir noch so manch andere Bürotür öffnen. Hier sitzt auch der Kulturlandschaft Uckermark e.V., selbst Einsatzstelle im ÖBFD, der Landschaftspflegeverband sowie Forscher des Senckenberg-Institutes. Am Schönsten war der Blick aus dem Büro unserer beiden Freiwilligen Dorothea und Kevin, hoch über den Dächern von Angermünde fast bis zur Blumberger Mühle, dem Besucherzentrum des Biosphärenreservates. Dorthin fuhren wir in kurzer Fahrt, um uns die Innenausstellung anzuschauen, uns vom Mitarbeiter Jan Hesse über die Historie des Standortes berichten zu lassen und uns bei einer Tasse Kaffee und Kuchen im Außengelände zwischen blühenden Sommerblumen und summenden Insekten niederzulassen und uns auszutauschen. Da Temperatur und Sonnenschein genau richtig schienen, um Schildkröten zu einem Sonnenbad zu locken, begaben wir uns auf den kleinen Rundweg zum Teich der Europäischen Sumpfschildkröten. Und tatsächlich sonnten sich zahlreiche Exemplare auf alten Wurzeln und Stämmen in der Sonne.
Auf dem Weg zurück zur Autobahn führte die Straße, die immer schmaler und hügeliger wurde, durch faszinierenden Buchenmischwald. Es war der Grumsin, der unbedingt noch auf einen intensiveren Besuch wartet.
Mal einen Zahn zulegen…
Seminartag in und am Blankensee am 26. April 2018
… muss ich, als ich die Teilnehmer zu unserem ÖBFD-Seminartag am Bahnhof Trebbin abholen möchte. Dass dieser Ausspruch einen ganz anderen Ursprung hat, erfahren wir, als wir uns alle vor dem ältesten Haus im Dorf Blankensee am Blankensee treffen. Es ist das Bauernmuseum und teilweise auch neue Einsatzstelle im ÖBFD bei der Stadt Trebbin. Wir werden von der Museumsleiterin Carola Hansche herzlich begrüßt und in einer interessanten Führung durch das Haus geleitet. Beeindruckend ist die schwarze Küche. Die Herdstatt und darüber ein rußig-schwarzer Schacht nach oben. Bald zehn Meter hoch. Und weil in der schwarzen Küche nicht mehr gekocht wird, ließ die Museumsleiterin bei der kürzlichen Neueindeckung des Reetdaches auf dem Schornstein eine Glasplatte anbringen. So fällt etwas Licht bis zum Fußboden in der kleinen Küche und wir können uns ein Bild machen von den Arbeits- und Wohnbedingungen vor langer Zeit. Über dem Herd hängt ein Kessel an einem eigentümlichen gezackten Haken. Um die richtige Kochhitze über dem Feuer einzustellen, konnte der Kessel jeweils einen Zahn tiefer oder höher gehängt werden. Sollte das Essen schneller garen musste man also einen Zahn (nach unten) zulegen. Daher der überlieferte Ausdruck: „Leg´ mal einen Zahn zu!“, wenn´s schneller gehen soll. Dass die Menschen früher kleiner waren, merkt man an den Decken- und vor allem Türrahmenhöhen. „Mindestens einer stößt sich immer den Kopf“, sagt die Museumsleiterin und peng, hat sich der erste auch schon den Kopf gestoßen. Viele beeindruckende Zeitzeugnisse können wir bewundern, von der prähistorischen Scherbe bis zum Vorläufermodell eines modernen Kühlschrankes, aus Holz wohlgemerkt. Da gerade wieder ein heftiger Schauer niedergeht, kehren wir zunächst gleich nebenan in die Museumsschänke ein, wo wir uns bei Kaffee und Kuchen stärken und vor allem austauschen können. Jeder berichtet von seiner momentanen Arbeit in der Einsatzstelle. Als die Sonne zwischen den Wolken hervorlugt, machen wir uns auf, um das Blankenseer Schloss nebst Schlosspark zu bestaunen. Das Schloss ist ein Gutshaus und der Park ein Kleinod aus uralten Bäumen und weißen Brückchen über die Nieplitz, aus geschwungenen Wegen und südlich anmutenden Säule, Stehlen und Büsten. Der seinerzeit bekannte Schriftsteller und ehemalige Schlossherr Hermann Sudermann brachte von seinen Reisen viele Stücke für seinen kleinen Park mit. Einst verfallen, lädt der Sudermannpark heute wieder zum Verweilen ein. Uns aber treibt es weiter zum Bohlensteg auf dem Blankensee. Weit reicht dort der Blick über den aufgewühlten See und die Landschaft des Naturparks Nuthe-Nieplitz. Der erste Kuckuck ruft und über uns sausen Mauersegler hin und her. Ein Blässhuhn hupt und weit draußen auf dem See schwimmen Höckerschwäne. Auch auf dem Weg zurück in den Ort zum Bauernmuseum brauchen wir die Regenschirme nicht, die uns die Museumsleiterin als Premiere mitgegeben hat. Aber so ist es ja meistens. Vergisst man den Schirm, regnet´s, nimmt man den Schirm mit, bleibt es trocken.
Von Sandschweinen und Wasserbüffeln
Seminartag auf der Burg Storkow am 28. Februar 2018
Bei klirrender Kälte und Sonnenschein trafen wir uns auf der Burg Storkow, um uns zunächst die Innenausstellung zur Geschichte von der Eiszeit (passend zum Wetter) bis in die Gegenwart anzuschauen. Thomas Mertke von der Naturwacht führte durch die Ausstellung und stellte dabei auch den Naturpark Dahme-Heideseen vor, dessen Besucherzentrum auf der Burg beherbergt ist. Und da die Gelegenheit günstig war, machten wir noch einen kleinen Gang durch die Geschichte der Kloschüssel – „Drauf geschissen!“ lautete dann auch der Titel der Sonderausstellung. Der Sonnenschein lockte uns dann doch nach Draußen. Zunächst fuhren wir an den Ortsrand von Storkow, um dort auf die große Binnendüne zu steigen. Über die offene Sandfläche pfiff der eisige Wind und wir fühlten uns an das Ende der Eiszeit versetzt, als dieser mächtige Dünenzug entstand. Von oben hatten wir einen guten Rundumblick. Im Sand fand sich so manche Spur (war es wirklich eine Wolfsfährte?) und als die Sprache auf den im Sommer hier vorkommenden Ameisenlöwe kam, erfuhren wir von Erick, dass dieses possierliche Tierchen in Guatemala Sandschwein genannt wird. Weiter ging die Fahrt nach Philadelphia und die nahen Salzwiesen. Philadelphia? Salzwiesen? Das mit dem Dorfnamen hat mehrere Entstehungsgeschichten. Die schönste ist wohl die, dass Philadelphia 1713 das erste Mal unter dem Namen „Hammelstall“ urkundlich erwähnt und 1792 als Philadelphia bezeichnet wurde, denn die neu Angesiedelten wollten einen schöneren Namen für ihre Wohnstatt haben (philadelphia aus dem griech. – geschwisterlich). Und wie Geschwister wollten die Einwohner zusammen wirtschaften und leben. Die Salzwiesen liegen gleich hinterm Dorf und neben der Minister-Streuobstwiese. Normalerweise hinterließ das Zechsteinmeer vor rund 255 Mio. Jahren Salzablagerungen, die unter einer undurchlässigen Tonschicht liegen. Nur dort, wo Aufwölbungen, Störungen oder Gletscher diese Tonschicht beschädigten, kann salziges Wasser bis zur Oberfläche aufsteigen. Und genau dies passierte um Storkow herum. Mit dem Messgerät zeigte uns Thomas Mertke dieses Phänomen. Und wer es nicht glauben wollte, durfte selbst kosten. Das Wasser hat tatsächlich einen Salzgehalt zwischen Nord- und Ostseewasser. Die seltenen Pflanzen, die es nur hier zu finden gibt, konnten wir nur auf einer Schautafel besichtigen. Wir müssen also im Sommerhalbjahr noch einmal wiederkommen. Aber genau das sollen unsere Seminartage an den besonderen Orten Brandenburgs ja auch bewirken. Auf dem Rückweg zur Burg machten wir noch einen Abstecher zu den imposanten Wasserbüffeln, die die Burgwiesen beweiden und kurzhalten und so für einen reich gedeckten Tisch für Freund Adebar sorgen. Um uns wieder aufzuwärmen, ließen wir uns im kleinen Besprechungssaal des Besucherzentrums bei Kaffee, Tee und Kuchen nieder. Hier berichtete jeder von seiner momentanen Arbeit in seiner Einsatzstelle und es wurden offene Fragen zum Freiwilligendienst besprochen.
Biberspur und Bratapfel
Seminartag im Naturparkhaus Menz am 7. Dezember 2017
Auf dem Einladungsfoto zum Seminar war das NaturParkHaus in Menz tief verschneit. Uns hingegen erwartet ein sonniger Tag mit Plustemperaturen zum Erkunden des Besucherzentrums im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Dem Schönsten im Land Brandenburg, wie uns der Leiter des Naturparks Mario Schrumpf versichert. Er empfängt unsere kleine Gruppe zusammen mit dem Team des Besucherzentrums und wir erhalten einen kleinen Einblick in das Großschutzgebiet, die anstehenden Arbeiten und die Pläne für die Zukunft.
Wir kommen auf den Biber zu sprechen und erfahren einiges Wissenswertes über Meister Bockert, den großen Wasserbaumeister, der auch ganz in der Nähe am Roofensee eine große Biberburg unterhält. Die Sonne scheint durch die Fenster, so dass wir den warmen Platz am Ofen gern gegen die Natur tauschen. Auf einer Führung rund um den Burghügel, der als Insel früher einmal aus dem Roofensee ragte, gelangen wir auch zum Ufer hinab. Fraßspuren an den Bäumen und frische Fährten auf dem matschigen Weg verraten das emsige Treiben der Biber. Und dann stehen wir unvermittelt vor einem riesigen Berg aus Ästen, Zweigen, Laub und Schilf: halb auf dem Weg und halb im Wasser steht die Biberburg eindrucksvoll vor uns und wir werden uns der ausdauernden Arbeit bewusst, die so ein kleines Tier bewerkstelligen kann.
Oben vom Burghügel haben wir einen schönen Blick über den See mit seinem klaren Wasser. Wir lassen uns den kühlen Wind um die Nase wehen und kehren wieder zurück zum Besucherzentrum. Dort können wir im Sinnesgarten die letzten Kräuter kosten und im großen Außenaquarium die Bewohner der nahen Seen aus nächster Nähe beobachten. Vor dem Rundgang durch die zeitlos-schöne Ausstellung wartet am warmen Kachelofen noch eine Überraschung auf uns: frische Bratäpfel brutzeln im Ofenfach.
Wir nutzen die Pause zum angeregten Austausch und es stellt sich wieder einmal heraus, wie wichtig, wertvoll und abwechslungsreich die Tätigkeiten der Freiwilligen in den jeweiligen Einsatzstellen sind. Zusammen mit den Seminartagen an so wunderbaren Orten wie diesem, ist auch immer für ausreichend Wissenszuwachs gesorgt, der zu neuen eigenen Ideen für die Zukunft führen kann. Mit dieser Gewissheit verabschieden wir uns in eine hoffentlich ab und zu besinnliche Adventszeit und sind gespannt, was uns das Neue Jahr bringen wird.
Von Feuersteinen und Windkantern
Seminartag in Potsdam am 26. September 2017
Warum Feuersteine auch Flint heißen und wie die Löcher in die Hühnergötter kommen, wollen wir auf unserer kleinen Steinzeitexkursion erfahren. Aber zunächst erkunden wir den Ort an dem wir uns befinden – das Projekthaus in Potsdam-Babelsberg. Das Projekthaus ist ein Ort für den praktischen Versuch gesellschaftlicher Alternativen. Ein Ort, an dem ein selbstorganisiertes, soziales Zusammenleben und eine solidarische Gesellschaft ausprobiert werden. Vielleicht ist es auch ein Ort des Lichtblicks nach den aktuellen Wahlergebnissen vom Wochenende? Wir schauen ins Werkhaus, wo momentan ein Näh-Workshop läuft, bestaunen die Holzwerkstatt und steigen hoch ins Keramikatelier, wo gerade neue Kunstwerke entstehen. Auch wenn der große Brotbackofen nicht in Betrieb ist, können wir uns gut vorstellen, wie es hier auf Festen zugeht.
Unser kleines Steinzeitlabor haben wir vor dem neuen Passivhaus mit Wohnungen und Büroräumen aufgeschlagen. Das Wetter meint es gut mit uns und so können wir abtauchen in die Welt der Steine. Woher kommen Steine in Brandenburg und was hat das Eiszeitalter damit zu tun? Sind Gesteinsforscher wirklich so lesefaul, wie ihre buntbebilderten Bestimmungsbücher so vorgeben? Und was hat es mit Salzsäure und Marmor auf sich? All diese Fragen klären wir im praktischen Tun und sind fürs erste mit unserer Gesteinsbestimmung ganz zufrieden. Auf unserer Reise zurück in die Steinzeit hin zu den großartigen und langlebigen Höhlenmalereien unserer Vorfahren fragen wir uns, wie es wohl möglich ist, dass diese Kunstwerke Jahrtausende überdauert haben, die Farbe am Gartenzaun oder der Hausfassade aber schon nach zwei, drei Jahren verblasst oder abblättert. Dem Geheimnis auf die Spur kommen wir beim selbst Herstellen von Steinzeitfarbe und dem Bemalen von Höhlenwänden bzw. Tapetenrolle. Und wer ordentlich arbeitet, darf auch gut essen. Wir nutzen wiederum Steine zum Herstellen von Haferflocken, kneten einen süßen Teig und backen uns original Steinzeit-Hafertaler.
Mit der noch warmen Speise setzen wir uns in den gemütlichen Seminarraum und tauschen uns aus. Wie geht’s in den Einsatzstellen voran? Welche Tätigkeiten sind gerade aktuell? Und welchen Status haben die Freiwilligen unter ihren Mitarbeitern? Mit einem Hühnergott als kleinen Talisman in der Tasche und einem Dank an Egbert, den Sammler, verabschieden wir uns und fahren mit neuen Erkenntnissen, Kontakten und Ideen ins weite Brandenburg hinaus.
Alte Mühle und junge Fische
Seminartag in Schlepzig am 11. Juli 2017
Wir tauchen ein in die Unterwasserwelt des Spreewaldes, denn zunächst sind wir „Unter Wasser Unterwegs“. So lautet auch der Titel der Dauerausstellung in der Alten Mühle in Schlepzig, dem Besucherzentrum des Biosphärenreservates Spreewald hier im Unterspreewald. Frau Scheinpflug, die Leiterin des Zentrums, begrüßt uns zusammen mit Andrea, unserer Teilnehmerin im ÖBFD vor Ort. Beim Gang durch die Ausstellung erfahren wir eine Menge über die Dinge, die uns sonst unter der Wasseroberfläche verborgen bleiben. Überlebensgroße Modelle der Winzlinge am Grund der Fließe sind zu bestaunen ebenso wie die lebenden Vertreter der Fischwelt in großen Aquarien. Die jungen Barsche brauchen täglich frisches Futter. Das ist unter anderem die Aufgabe von Andrea. Am Morgen vor der Öffnung des Besucherzentrums sucht sie in den nahen Fließen nach Leckereien für die Fische. Wir wollen es ihr gleich tun, und stiefeln mit Kescher und Becherlupe zur Spree hinunter. Anhand der Kleinstlebewesen im Wasser lassen sich Aussagen über die Wasserqualität ableiten. Aufgrund der üppigen Niederschläge der vergangenen zwei Wochen präsentiert sich das Spreewasser leicht getrübt, wie Sauregurkenbrühe. Aber die Zusammensetzung der Wasserfauna bescheinigt der Spree an diesem Standort eine gute Wasserqualität. Wir fangen Rückenschwimmer, Flohkrebse, eine imposante Stabwanze und Libellenlarven. Die geflügelten Versionen der Libellen bestaunen wir am Ufer im Schilf. Leuchtend blaue Flügel schweben über das Wasser – es ist die Gebänderte Prachtlibelle. Diese und weitere besondere Arten begleiten uns auf der anschließenden Kahnfahrt rund um Schlepzig. Unser Kahnfährmann Mike weiß natürlich eine Menge über Flora, Fauna und die Menschen im Spreewald zu berichten. Wir gleiten auf den schmalen Fließen dahin und legen am imposanten Weidendom wieder an. Wer heiraten will, kann dies hier tun. Wir aber laufen zurück zum Alten Mühle, werten unsere Wasserfänge aus und tauschen die Neuigkeiten in den Einsatzstellen aus.
Friedrich und der Bulldog
Seminartag im BARNIM PANORAMA am 30. Mai 2017
Bei hochsommerlichen Temperaturen treffen wir uns am BARNIM PANORAMA, dem Besucherzentrum und Agrarmuseum des Naturparks Barnim. Frau Scheinpflug lädt uns zu einer Führung durch das 2013 neu errichtete moderne Gebäude aus Holz, Stahl und Glas ein. Im Panoramakino erleben wir in wenigen Minuten die Entstehung des Barnims von der letzten Kaltzeit bis zur Besiedelung der Landschaft durch den Menschen. Und dann geht es los mit einem Gang durch die Steinzeit bis zum Heute, von uralten Scherben bis zum modernen Traktor, vom Auerochsen bis zum Weißstorch. Dieser sei zwar in diesem Jahr nicht nebenan auf dem neuen Storchennest gelandet, aber den Ochsen können wir gleich hinter der nächsten Ecke bestaunen. Friedrich heißt er und ist ein sogenanntes Heckrind, eine Rückzüchtung zum Vorfahren unserer Rinder, dem Auerochsen. So ähnlich sahen sie wohl aus. Von Friedrich weiß man, dass er zu Lebzeiten oft aufmüpfig und ungestüm daher kam. Als „Belohnung“ wurde er nach seinem Tod für die Ausstellung präpariert. Merke: Wer böse ist, wird ausgestopft! Von der Muskelkraft der Tiere zu hunderten PS sind es nur ein paar Schritte in die große lichte Maschinenhalle. Dort schlagen die Herzen aller Technikfans höher, nicht nur die der männlichen Besucher. Frau Scheinpflug erzählt so bildhaft und begeistert vom Knattern der Motoren, vom blauen Rauch und vom Rangieren der eisernen Vehikel, dass wir förmlich den Öl- und Dieselgeruch riechen und uns vom Lärm die Ohren klingen. Im Obergeschoss der didaktisch sehr schön gestalteten Ausstellung tauchen wir in den bäuerlichen Alltag unserer Großelterngenerationen ein. Ungezählte Exponate aus Haus, Hof und Landwirtschaft können wir bestaunen und unser Wissen testen. Was machten Böttcher und Stellmacher, warum gibt es keine Feldhamster mehr und was hat es mit dem Sprichwort auf sich, mehrere Eisen im Feuer zu haben? Ganz oben im Haus blicken wir durch riesige Fenster auf den Entdeckerpfad im Außengelände bis hinunter zum Ufer des Wandlitzer Sees. Bis dahin gehen wir zwar nicht, aber das acht Meter hohe Baumhaus, den Schaugarten und den Weidengang begutachten wir noch, bevor uns ein Gewittersturm mit Blitz und Donner aus Wandlitz verabschiedet. Und wer jetzt wissen will, wie man einen fast hundert Jahre alten Lanz „anschmeißt“, wie viel Liter Milch man für ein Pfund Butter braucht und was ein Staatspräsident mit Igelit-Schuhen zu tun hat, der sollte ins BARNIM PANORAMA gehen, aber unbedingt mit Führung.
Steinkauz, Wolf und Regenschauer
Seminartag im Wildgehege Glauer Tal am 21. März 2017
Der Naturpark Nuthe-Nieplitz empfängt uns mit einem kräftigen Regenguss. Da suchen wir schnell Zuflucht im NaturParkZentrum. Dort haben wir es warm, ein Dach über dem Kopf und können den Ausführungen von Elisabeth Hofmann, der Leiterin des Besucherzentrums lauschen, die uns den Naturpark, das NaturParkZentrum und die Arbeit des Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz Niederung vorstellt. So erfahren wir Spannendes von wandernden Wölfen und von wiederangesiedelten Steinkäuzen. Inzwischen hat der Regen nachgelassen und wir begeben uns auf eine Pirsch in das Wildgehege Glauer Tal. Wir begegnen einer Landschaft im Wandel – vom einstigen Truppenübungsplatz zum Wildgehege, vom kriegerisch Lauten zum friedlich Ruhigen. Das macht das Wildgehege heute aus. Rot-, Dam- und Muffelwild sind die Landschaftspfleger und die Besucher dürfen ihnen dabei zusehen. Das machen auch wir vom ehemaligen Kommandoturm aus. Wir lassen den Blick schweifen und genießen das Frühlingskonzert der Vögel. Der Weg zurück führt uns durch die Glauer Felder zum Besucherzentrum, wo schon der heiße Kaffee auf uns wartet. Wir lassen uns im Seminarraum nieder und tauschen uns aus. Was gibt es in den Einsatzstellen Neues? Welche Arbeiten stehen für jeden an? Und am Ende laden die Innenausstellung und der Regionalladen des Besucherzentrums zum Spielen und Stöbern ein.
Der erste Schnee
Seminartag in Blankenfelde am 17. Januar 2017
„Für manche der Kinder ist es bestimmt der erste Schnee.“, meint Ramona, als wir mitten im Wald auf einem kleinen verschneiten Hügel stehen. Schlittenspuren führen hinab, eine selbstgebaute „Bude“ lehnt an einer Kiefer. Hier treffen sich regelmäßig die Kinder aus dem nahen Flüchtlingsheim, hier haben sie viel Platz zum Spielen und können der Enge des Heims entfliehen. Geflohen sind sie mit ihren Eltern schon einmal. Sie kommen z.B. aus Afghanistan oder Syrien. Mit Ramona erkunden sie den Wald zu jeder Jahreszeit und lernen so ihre neue Umgebung und auch ein wenig die fremde Sprache kennen. Denn meist verständigen sie sich noch mit Händen und Füßen. „Aber das geht schon immer irgendwie.“, sagt Ramona schmunzelnd. Sie ist im Waldhaus Blankenfelde, dem Sitz des Landschaftspflegevereins Mittelbrandenburg e.V. tätig und nimmt am Ökologischen Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug teil. Sie berichtet uns von ihrer Arbeit mit den Kindern. Es ist ein teils mühsamer Weg von den ersten Begegnungen mit den Geflüchteten, dem schrittweisen Aufbau des gegenseitigen Vertrauens bis hin zu den regelmäßigen Treffen. Aber es ist für die Kinder und ihre Familien ein so wichtiger Schritt, um halbwegs zur Normalität zurückzukehren.
Unser Weg führt uns nach einer rasanten Rutschpartie vom Rodelberg zum Glasowbach. Dort erleben wir zusammen mit Clara, was man im Winter noch so im Wald machen kann. Clara ist die zweite Freiwillige, die derzeit im Landschaftpflegeverein tätig ist. Sie ist Teilnehmerin im Freiwilligen Ökologischen Jahr, auch oft mit Schulkindern unterwegs und widmet sich mit ihrem Jahresprojekt der Mülltrennung im Waldhaus.
Als uns die Kälte trotz des wunderbaren Sonnenscheins langsam bibbern lässt, kehren wir zum Waldhaus zurück. In der Grillhütte wartet schon das wärmende Lagerfeuer. Wir brutzeln Würstchen und schlürfen heißen Tee. Und als wir dann alle zusammen rund um die Feuerschale sitzen, tauschen wir unsere guten Vorsätze für das neue Jahr aus. Was wollen wir tun, für uns selbst und für unsere Umwelt, die ja nicht nur aus der Natur mit ihren Gütern, sondern auch aus unseren Mitmenschen besteht. Viele tolle Ideen machen die Runde und wenn wir davon auch nur einen kleinen Teil umsetzen könnten, wird es bestimmt ein gutes Jahr 2017.
Ins Moor – und auch wieder heraus
Seminartag am Hölzernen See am 9.November 2016
Was ist ein Moor, wie entsteht es, sollte man es schützen und was hat das Ganze mit Nachhaltigkeit zu tun? Mit diesen Fragen begeben wir uns bei frostiger Kälte und Sonnenschein ins Moor am Förstersee bzw. an dessen Rand entlang.
Mit dem Bodenbohrstock fördern wir den Stoff aus dem die Moore sind zu Tage – hoch zersetzter, dunkler, erdig riechender Torf. Und obenauf sehen wir den Teppich aus Torfmoosen wie ein Mosaik aus vielen verschiedenen Grüntönen. Da seit einigen Jahren der Wasserstand im Moor wieder angehoben wurde, ragen die bis dahin gewachsenen und nun abgestorbenen Grauerlen mit ihren kahlen Ästen in den blauen Himmel. Bei Nebel wär´s mit Recht oh, schaurig übers Moor zu gehn.
Doch wir stellen uns in die noch etwas wärmende Sonne und widmen uns den weißen Stämmen der Birken. Die Birke als Überlebensbaum und Pioniergehölz leuchtet mit kräftig gelbem Herbstlaub. Birkentee und Birkenwasser, Reisigbesen und Birkenpech, Behältnisse aus Birkenrinde bis hin zum Rindenkanu – all das liefert uns die Birke. Selbst das frisch geschlagene Holz lässt sich als wärmendes Lagerfeuer aufschichten. Ob allerdings die Haare besser sprießen beim Gebrauch von Birkenwasser, sei dahingestellt. Wir tragen heute eh alle Mützen und machen uns weiterhin auf die Suche nach den Phänomenen am Wegesrand.
Uns fällt ein kleiner immergrüner Strauch ins Auge. Seine schmalen Blätter riechen beim Zerreiben intensiv nach ätherischen Ölen. Seine Wirkung soll berauschend sein und für seine Bezeichnung gibt es mehr als vierzig verschiedene Namen. Es ist der seltene Sumpfporst, der hier noch an einigen Stellen sein Vorkommen hat.
Wir gehen weiter und blicken auf die offene Wasserfläche des Förstersees als wir am Rand des kleinen Verlandungsmoores angelangt sind. Beim Blick über die Moorlandschaft bewegen uns drei Zahlen: 3% der Landoberfläche der Erde sind lediglich mit Mooren bedeckt aber sie speichern nicht nur große Mengen an Wasser sondern auch 30 % des terrestrischen Kohlenstoffs. Diese gigantischen Kohlenstoffsenken setzen bei Trockenlegung, intensiver land- oder forstwirtschaftlicher Nutzung das klimaschädliche Kohlendioxid in großen Mengen frei. Dazu kommt der Verbrauch von Torf als Blumen- und Gartenerde von über 3 Millionen Kubikmetern pro Jahr in Deutschland.
Was also können wir tun zum Schutz der Moore? Das, was wir in unserer Runde zusammentragen sind zwar kleine aber wichtige Schritte: nur noch torffreie Blumenerde kaufen, den eigenen Kompost nutzen, sich Wissen über die Moore aneignen und dieses Wissen bei Exkursionen an Freunde und Bekannte weitergeben. So, wie wir es heute gemacht haben. Das ist gelebte Nachhaltigkeit.
Am Ende des Seminars kehren wir in das Haus des Wassers auf dem Gelände des KIEZ Hölzerner See ein, erfahren noch so Einiges über die Lebenswelt im und am Moor und wärmen uns bei einer heißen Suppe wieder auf.
Gips gibt´s in der Gipsfabrik – oder wo?
Seminartag in Sperenberg am 21.09.2016
Eine Exkursion in die Sperenberger Gipsbrüche ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis, doch bei Sonne im späten September mit milden Temperaturen ein Genuss.
Ausgerüstet mit Fernglas, Geologenhammer, historischen Fotos und ausreichend Proviant begibt sich unsere kleine Gruppe, allesamt Teilnehmer im ökologischen Bundesfreiwilligendienst, den Mühlenweg hinauf bis zum Aussichtsturm auf dem Gipsberg. Von dort oben haben wir einen großartigen Blick bis nach Berlin auf der einen und in den Niederen Fläming auf der anderen Seite. Vor uns glitzert den Neuendorfer See im Mittagslicht. Doch wir steigen hinab durch die dunkle, steile Schlucht bis zum felsigen Wandfuß. Felsen in Brandenburg, nur an drei Stellen zu bestaunen, hier stehen wir tatsächlich davor. So kommt Gips in der Natur vor und wurde noch bis zum Ende der fünfziger Jahre hier abgebaut.
Nicht wieder zu erkennen sind heute die ehemaligen Tagebaulöcher. Nach dem Einstellen des Gipsabbaus liefen die Tiefbaue mit Wasser voll, eine artenreiche Flora und Fauna nahm das gesamte Gelände in Besitz. Am Ufer tauchen die Frösche ab, ein Kormoran segelt über dem Wasser, Bienen und Hummeln summen auf den Trockenhängen umher, ganz oben kreist der Bussard, reife Beeren von Liguster, Weißdorn und Schlehe leuchten gegen den blauen Himmel.
Am Picknickplatz nahe des ehemals tiefsten Bohrlochs der Welt versuchen wir uns im Gipsbrennen. Und tatsächlich gewinnen wir das weiße Pulver, wie wir es aus dem Baumarkt kennen.
Unser Weg führt uns über den Gipsweg zum Sperenberger Kirchhof. Dort machen wir es uns unter dem 250-jährigen Maulbeerbaum bequem und lassen ihn aus seiner ereignisreichen Geschichte erzählen. Wir lauschen andächtig und hören von Seidenspinnerei im alten Preußen, von leckeren Früchten und wertvollen Raupenkokons.
Das Schlagen der Kirchturmuhr versetzt uns wieder ins Hier und Jetzt und erinnert uns an die Abfahrtszeiten von Bus und Bahn. Also dann bis zum nächsten Seminartag irgendwo im schönen Brandenburg.